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Halleluja


Krippenspiel 1994 (2)

Text: Heidus der Germane


Prolog im Himmel (auf und unter der Kanzel)

(Zwei Engel betreten nacheinander die Bühne. Gabriel in einem toll kitschigen Kostüm (weißes Gewand, Flügel, Heiligenschein), Joakin in normaler Kleidung)

Gabriel: Gelandet! Na da wollen wir einmal. (beugt sich) O mein Rücken! Ich glaube, das fliegen bekommt mir immer schlechter.

Joakin: (kommt singend) Gabriel und Joakin, flogen zu der Erde hin, in der schönen Weihnachtszeit, Streß und Hektik macht sich breit ....

Gabriel: Was ist denn das für ein komisches Lied, Joakin ... (wendet sich Joakin zu) Joakin, wo ist deine Uniform?

Joakin: Im Himmel geblieben.

Gabriel: Wie bitte?

Joakin: (steigt indessen auf die Kanzel) In den Klammotten macht sich doch das ganze Engelskorp zum Gespött. Wer hat sich den Fummel überhaupt ausgedacht.

Gabriel: Die Menschen. Dieser "Fummel" entspricht nun einmal ihren Vorstellungen von uns. Mir gefällt es zwar auch nicht, aber schau dich doch mal in den weihnachtlich geschmückten Wohnzimmern um.

Joakin: Über Geschmack läßt sich nun einmal nicht streiten. Ich finde das einfach Kitschig. Wie überhaupt den ganzen Weihnachtsrummel.

Gabriel: Na, na.

Joakin: Schau dich doch nur einmal um. Streß und Hektik, Hektik und Streß. Und in der Kirche? Ein wenig sentimentale Stimmung, ein- und mehrhundert Jahre alte Evergreens (Oldies), und ein tolles Märchenspiel.

Gabriel: Was heißt hier Märchenspiel! Willst du die Geschichte von der Geburt des Heilandes als Märchen hinstellen? Ich war damals schließlich selbst dabei und ich sage dir ...

Joakin: Reg' dich ab. Ich weiß, das es nicht so ist. Nur bei vielen, die Weihnachten in der Kirche sitzen bin ich mir da nicht so sicher. Irgendwie sollte man das alles einmal neu, moderner erzählen.

Gabriel: Warum?

Joakin: Schau dir doch mal an, was da alles als Krippenspiel angeboten wird. Wie sagtest du vorhin: Es entspricht den Vorstellungen der Menschen von uns, oder so ähnlich. Das heißt, sie haben sich ein Bild gemacht von etwas, wo sie nicht dabeigewesen sind, was sie nicht verstanden haben und noch immer nicht richtig verstehen.

Gabriel: Versteh ich nicht.

Joakin: Nicht das was den Leuten gefällt soll man zeigen, auch nicht aus Tradition, sondern das, was das wesentliche, wichtigste ist. Jesus wurde geboren um die Menschen zu erretten, nicht für irgendwelchen Weihnachtskitsch und sei er noch so fromm.

Gabriel: Da stimme ich dir zu. Ich denke, ich weiß, was du sagen willst. Wenn du einverstanden bist, erzähle ich dir die Geschichte einmal mit meinen Worten.

Joakin: In Ordnung.

Gabriel: Hört gut zu. Es begab sich aber zu der Zeit, als ...

Joakin: Stop! Stop! So fängt die offizielle Version an. Du wolltest doch deine erzählen.

Gabriel: Unterbrich mich nicht. - Es begab sich aber zu der Zeit, als Baltasar Professor für Astronomie an der Universität Babylon war, Melchior sein Primus und Kaspar sein Assistend.


1. Bild. Studierstube der Astronomie

Baltasar: (kommt) Ausgerechnet jetzt will der König sein Horoskop. Schlechte Laune hat er außerdem, da muß man noch vorsichtig formulieren. Wenn man den Leuten doch nur klar machen könnte, das Astronomie nichts mit Astrologie zu tun hat. Als ob die Zukunft in den Sternen stände.

Melchior: Einen schönen guten Abend, Herr Professor.

Baltasar: ' Abend! Gut das du kommst, Melchior. Der König wünscht sein Horoskop. Ich denke, das du heute diese ehrenvolle Aufgabe übernehmen kannst. Aber Vorsicht, Gewitterstimmung.

Melchior: Wissenschaft und Aberglaube, wie eng doch beides beieinander liegt.

Baltasar: Von der Wissenschaft allein wird keiner satt. Sei froh über diesen Nebenverdienst.

Melchior: Nebenverdienst?

Baltasar: Der Mensch ist halt mal so, er glaubt an das, was er denkt zu wissen.

Melchior: Manche wissen aber auch, was sie glauben.

Baltasar: Wo ist eigentlich Kaspar? (es poltert)

Melchior: Wenn man vom Esel tratscht!

Kaspar: Sch... Nachtschicht! Jeden Tag Nachtschicht. Ich suche mir einen neuen Job.

Baltasar: Na Kaspar, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?

Kaspar: 'n Abend, Professor, Melchior. Warum kann man die Sterne nicht am Tag beobachten, immer nur Nachts. Nachts, Nachts und nochmals Nachts. Wie soll das nur werden, wenn ich mal heirate.

Baltasar: Die Raumfahrt ist noch nicht erfunden. Jetzt aber an die Arbeit. (wendet sich einem Fernrohr zu und beginnt die Sterne zu beobachten.)

Melchior: Kaspar, Ich hätte hier eine Aufgabe, eine äußerst bedeutsame Aufgabe, welche ich mir erlaube dir anzuvertrauen. Unser herzliebster König wünscht für den morgigen Tag ein Horoskop, welches ihm seine schlechte Stimmung vertreibt. Du bist der am besten geeigneteste Mann dafür. Ich danke dir für deine Bereitschaft diese würdige Aufgabe zu übernehmen. Danke! (wendet sich einen Buch zu)

Kaspar: (zu sich selbst) Immer auf die Kleinen. Aber von mir aus, ich stecke die Prügel ja nicht ein, wenn es dem König nicht gefällt. --- Ein Horror mit dem Horoskop. Was hatte ich denn gestern gleich geschrieben? (sucht Zettel) Ach ja hier: ... Geld ... Liebe... Abwarten. Abwarten ist immer gut. Das können wir heute fortsetzen. -- Worauf lassen wir ihn am besten warten? Geld - hat er zwar schon genug, aber wer hat der will noch mehr. Liebe - davon verstehen Könige sowieso nichts. Und unser verwechselt das immer mit Sex. --- Am besten ich nehme die bewährte Methode. (sucht und findet einen Würfel, macht nach jedem Wurf Notizen)

Melchior: Professor, ich lese hier gerade von Kometen. Wann ist denn wieder mal mit einem zu rechnen?

Baltasar: Schon bald. Ein besonders schöner sogar. Er kommt alle 74 Jahre. Wegen seiner Helligkeit nennt man ihn den Hellschen Kometen.

Melchior: Hoffentlich verpassen wir ihn nicht.

Baltasar: Bestimmt nicht. (schaut wieder durch das Fernrohr) Melchior, komm bitte mal her! Ich glaube, meine Augen werden alt! Die Sterne wackeln!

Melchior: (schaut durchs Fernrohr) Sieht eher aus, als ob die tanzen.

Baltasar: Das gibt es doch nicht. Ist das Objektiv etwa kaputt?

Melchior: Die Sterne tanzen wirklich. Ich seh das mit bloßem Auge. Man könnte fast glauben Musik zu hören. (Tonbandeinspiel Halleluja) -- Phantastisch. Und da -- da, schaut nur Professor! Der Komet!

Baltasar: Wo? Tatsächlich. Aber wieso kommt er aus dem Sternbild der Fische. Er müßte aus dieser Richtung kommen.

Melchior: Das Weltall spielt verrückt.

Baltasar: Nein, das hat etwas anderes zu bedeuten. Kaspar! Kaspar!

Kaspar: Zur Stelle. Hier, das Horoskop.

Baltasar: Vergiß es. Nimm (gibt ihm Schlüssel), lauf in die Bibliothek zu dem Tonbandarchiv und bringe die große Tontafel hinten links. Aber beeil dich!

Melchior: Ihr habt einen Schlüssel für den Geheimschrank? Was sind das für Tontafeln?

Baltasar: Sie sind schon sehr alt. Die Reden jüdischer Propheten sind darauf festgehalten. Irgendwo habe ich da mal was von seltsamen Sternbewegungen gelesen.

Melchior: Warum sind diese Schriften verschlossen?

Baltasar: Höchste Anordnung. Der Inhalt ist Sprengstoff. Zum Beispiel behaupten die glattweg, alle Sterne, Mond und Sonne seien nur Lampen am Himmel. (Kaspar kommt wieder) Gib her. -- Hier ist die Stelle, - schlecht zu lesen - Leuchtstern - folgen - steht still - Geburt - Königssohn -Juden - Ehre - dient - Ruhm.

Kaspar: Eine schreckliche Sprache haben die Juden. Ich versteh nur Bahnhof.

Melchior: Ich übersetze! Wer dem Kometen folgt, trifft wenn er anhält einen neugeborenen König der Juden. Das bedeutet viel Ruhm, mindestens das Bundesverdienstkreuz oder sogar den Nobelpreis.

Baltasar: Was steht ihr hier noch rum? Wer zuerst kommt mahlt zuerst. Kaspar, mach die Kamele fertig!

Kaspar: Die sind noch beim TÜV.

Baltasar: Dann hole sie und nichts wie los. (alle ab)


Zwischenspiel

Joakin: Da muß auf der Erde ja ganz schön was losgewesen sein.

Gabriel: Wie kommst du denn darauf?

Joakin: Na, wenn das ganze Weltall tanzt, sowas fällt doch auf.

Gabriel: Nicht immer. Die Freie Presse gab es noch nicht. Außer den drei Wissenschaftlern hat niemand etwas bemerkt.

Joakin: Das kann jetzt aber nicht stimmen. Wieso sind denn da die Hirten in den Stall gekommen?

Gabriel: Ich mußte sie erst holen. Damals habe ich zwar nicht verstanden, warum Gott ausgerechnet die Hirten eingeladen hat, aber später habe ich es dann kapiert.

Joakin: Was waren das für Typen?

Gabriel: Im Prinzip waren es arme Kerle. Ihre Arbeit war hart und schwer und der Lohn miserabel. Zum Leben zu wenig und zum Sterben zuviel. Vielleicht tranken sie deshalb öfters mal einen über den Durst. Von den sogenannten besserern Leuten wurden sie gern gemieden.

Joakin: Und du hast sie holen müssen? Erzähl mal!

Gabriel: Gut. Die Hirten kamen gerade von ihren Herden.


2.Bild Hirten auf dem Felde

1.Hirte: (singt) Lustig ist das Zigeunerleben, faria faria ho, brauchen dem Kaiser keine Steuern zu geben faria, faria ho, ...

2.Hirte: Hör' mit deinem Gejaule auf. Ich kann das schon nicht mehr mit anhören.

1.Hirte: Du bist doch nur neidisch.

2.Hirte: Auf deine Gesangskünste? Du bist und bleibst ein Schweinehirt, ein Star wirst du nie.

1.Hirte: Selber Schweinehirt!

2.Hirte: Wer einmal auf unserer Stufe angekommen ist, kommt nicht mehr hoch. Du kannst nur noch hoffen alles Elend zu ersäufen. Prost! (nimmt einen Schluck aus einer Flasche)

1.Hirte: Wo hast du den Fusel her? Gib mal 'nen Schluck!

2.Hirte: Selber schlucken macht blau, hau ab.

3.Hirte: Grüß Gott, Genossen. Meine Nase führt mich zur Tränke. (nimmt 2. Hirt die Flasche ab)

2.Hirte: Alter Schnorrer!

1.Hirte: (zu 3) Darfst du denn deine Schafe überhaupt allein lassen? Wenn sie nun ein Wolf holt!

3.Hirte: Solange die Zweibeinigen vor mir stehen ist die Gefahr gering. Sag mal, wo hast du denn das neue Lammfell her?

1.Hirte: Das kam hier rein zufällig vorbeigelaufen.

3.Hirte: Rein zufällig. Mit Lammbraten etwa?

1.Hirte: So etwa!

3.Hirte: Nur gut, das hier die echten Wölfe noch nicht ausgestorben sind. (gibt 1 die Flasche)

1.Hirte: Ich sehe, wir verstehen uns. Wer kann dazu schon nein sagen.

2.Hirte: (zu 3) Sag mal, du warst doch letzte Zeit öfter in der City. Was ist denn da eigentlich los?

3.Hirte: Jede Menge Fremde. Frag' mich, was die hier alle wollen.

1.Hirte: Uns beklauen, was sonst.

2.Hirte: Da kannst du aber froh sein. Haste endlich jemanden, der für alles schuldig ist. Oder haste Angst vor Konkurenz?

1.Hirte: Ich und Angst? Ich fürchte mich vor nichts?

Tonbandeinspiel Halleluja

Engel: Hallo Jung's! Fürchtet euch nicht! Ich bringe euch eine gute Nachricht!

3.Hirte: Hast du uns erschreckt! Wer bist du denn?

Engel: Ich bin Gabriel. Mein Auftrag ist es, euch zu der Geburtstagsfeier des Heilands einzuladen.

2.Hirte: Da hast du dich in der Adresse geirrt.

3.Hirte: Uns lädt niemand ein. Das ist ein versehen.

Engel: Ich irre mich nicht. Die Hirten von Bethlehem sind eingeladen. Und ihr seid doch Hirten, oder? --- Geht in den Ort. Im Stall vom Sternenwirt werdet ihr ein neugeborenes Kind in einer Futterkrippe finden. Dieses ist euer neuer König.

2.Hirte: Ach ne! Ein Königskind! Was sagt denn der Herodes dazu? Seine Kinder werden doch normalerweise im Palast geboren.

3.Hirte: Oder ist der wieder mal fremd gegangen?

Engel: Das Kind ist aus dem Hause Davids. Den werdet ihr doch kennen.

1.Hirte: Und ob! Wenn die Alten davon erzählen. - Das waren noch Zeiten. Da waren wir Juden noch wer. Früher war eben doch alles besser.

Engel: In dem Kind ist Gott auf diese Erde gekommen. Von nun an soll alles in Erfüllung gehen, was die Propheten euch seit langen angekündigt haben.

2.Hirte: Wieso werden gerade wir eingeladen? Die Pharisäer und reichen Kaufleute wären doch sicher bessere Gäste!

3.Hirte: Ich bezweifle, ob die in einem Stall feiern würden.

1.Hirte: Ich finde es einfach toll, das mal jemand an uns denkt. Hingehen kann ja nicht schaden. Außerdem gibt es bei einer Feier immer etwas zu trinken. He Gabriel ... -- wo ist der denn hin?

3.Hirte: Weg. Was soll's. Gehen wir!

2.Hirte: Okay, von mir aus. Wenn das, was der Kunde gerade gesagt hat stimmt, dann ist dieses Kind der Messias. Dann geht es von heute an bergauf. (alle ab)


Zwischenspiel

Joakin: Toll das dieses Krippenkind für die Menschen auf die Erde gekommen ist, mit denen niemand etwas zu tun haben will, für die, welche ganz unten in der Gesellschaft sind. Ob das die Schluckis schräg gegenüber der Kirchentür auch wissen? - Wann kamen denn die drei Weltreisenden?

Gabriel: Die sind wie die Wilden geritten. Nach heutiger Zeitrechnung in nur zwölf Tagen von Babylon nach Jerusalem. Immer dem Stern nach. Das war Guinnessrekord verdächtig.

Joakin: Jerusalem? Jesus ist doch aber in Bethlehem geboren worden?

Gabriel: Auch ein Stern muß einmal tanken. Und wo vermutet man wohl zuerst einen neuen König?

Joakin: In einem Palast. Was hat denn Herodes gesagt als man ihm gratulierte?

Gabriel: Das muß ich dir genauer erzählen.


3.Bild Palast des Herodes.

(Herodes sitzt auf seinem Thron und denkt nach)

Diener: Majestät, entschuldigt die Störung, ...

Herodes: Was erlaubst du dir mich in meinen Gedanken zu unterbrechen!

Diener: Verzeihung, aber draußen stehen drei Herren aus Babylon. Sie möchten zum König.

Herodes: Das bin ich du Tölpel.

Diener: Sie wollen euch zu eurem Nachwuchs gratulieren.

Herodes: Sieh an, sieh an, meine Töchter gehen ja weg wie warme Semmeln. Welche mögen sie wohl für ihren König kaufen wollen. Laß sie herein. (Diener ab, Baltasar, Melchior und Kaspar kommen herein) Ah, meine lieben Freunde. Wie war die weite Reise?

Baltasar: Danke der Nachfrage, Majestät. Heiß und staubig war der weite Weg.

Kaspar: Mir klebt die Zunge am Gaumen.

Herodes: (ruft) He, eine Erfrischung für unsere Gäste! Wie ich hörte, wollt ihr wegen einem meiner Kinder bei mir vorsprechen.

Baltasar: Ganz recht, Majestät.

Herodes: Mich würde interessieren, wie kommt ihr ausgerechnet zu meinem Hof?

Baltasar: Ein Stern führte uns zu euch.

Herodes: Ein Stern?

Baltasar: Und die Schriften eurer Propheten.

Herodes: Auch ich kenne die Schriften unserer Propheten sehr gut. Nur verstehe ich nicht, was dies mit meinen Töchtern zu tun hat.

Melchior: Nichts, wir suchen einen neugeborenen König.

Herodes: Um meinen Sohn als Neugeborenen zu bezeichnen kommt ihr einige Jahre zu spät. Meine jüngsten Kinder sind allesamt Mädchen.

Kaspar: Was denn, nur Weiber!

Melchior: Da muß irgendwo ein Fehler in den Berechnungen sein. In den Schriften heißt es doch neuer König der Juden.

Herodes: Da fällt mir ein, meine Priester und Gelehrten sprachen jüngst ebenfalls über die von euch erwähnte Stelle beim Propheten Micha.

Baltasar: Aber der Stern ... (Geht und schaut aus dem "Fenster") - Der Stern haut ab!

Melchior: Was?

Kaspar: Wo?

Herodes: Was hat das zu bedeuten?

Baltasar: Das heißt, der Geburtsort liegt woanders. Majestät! Welcher Ort liegt in dieser Richtung?

Herodes: Nur ein unbedeutendes Kaff. - Bethlehem. Warum?

Baltasar: Kaspar, Melchior, schnell nach Bethlehem! (rennen alle drei raus)

Herodes: Bethlehem! "Aus dir soll kommen ..."

Diener: (kommt) Die Erfrischung!

Herodes: Was? Ach so, schnell, folge unauffällig den drei Babyloniern. Ich will alles wissen, was sie tun und reden.

Diener: Jawohl! (ab)

Herodes: (zitiert) "Aus dir soll kommen der König der Juden." -- Hier bin "ich" der König! Und nach mir "mein" Sohn! Und wehe dem, der es wagt, die Hände nach meinem Thron auszustrecken! Zerquetschen werde ich ihn, zermalmen! Dieser angebliche König soll mich kennenlernen! (ab)


Zwischenspiel

Joakin: Puhh, der ist aber auf Brass.

Gabriel: Das kann man wohl sagen. Schließlich argwöhnt er gewaltige Veränderungen.

Joakin: Womit er ja auch nicht so falsch liegt. Die Geburt Jesu war der Anfang einer mächtigen Umwälzung. Wenn man bedenkt, was sich durch sein Gebot der Nächstenliebe alles geändert hat. Wenn man von alldem Weihnachten in den Kirchen etwas mehr spüren könnte. Vielleicht wäre dann im Kirchenjahr über mehr Leben in der Bude.

Gabriel: Du hast ja Ansichten.

Joakin: Entschuldige, ich schweife ab. Was unternahm Herodes denn nun?

Gabriel: Er reagierte wie alle Machthaber. Kein Herrscher tritt gern von der Regierung zurück. Das ist in allen Ländern so, nicht nur in Diktaturen. Unterschiede gibt es da nur in der Art und Weise wie man etwas neues verhindern will.

Joakin: Heutzutage verspricht man da ja das Blaue vom Himmel. Und sehr viele Leute sind so dumm und fallen darauf herein.

Gabriel: Mit Versprechungen gab sich Herodes aber nicht ab, der wurde richtig brutal. Aber davon etwas später. Vorerst reisten unsere drei Freunde eiligst nach Bethlehem. Der Spitzel des Herodes hinterher. Beim Sternenwirt wurde angehalten.


4.Bild Wirtsstube in Bethlehem

(Wirt und 2. Hirte sind an einem Tisch, die drei Weisen kommen hinzu, später auch der Spitzel)

Kaspar: Schönen guten Tag, Herr Wirt. Einen Krug Wein für den Professor und uns.

Wirt: Seid willkommen und meine Gäste.

Melchior: Wirklich ein trostloses Nest. Und hierher hat uns der Stern geführt, kaum zu glauben.

Wirt: Der Wein, bitte sehr. (schenkt ein) Die Herren haben eine größere Reise hinter sich?

Baltasar: Ganz recht.

Wirt: Und wollen die Herren noch weiter?

Baltasar: Nein, wir sind fast am Ziel . Herr Wirt, wir suchen ein Baby, so vor ca. 12 Tagen geboren.

Wirt: Ein Baby, 12 Tage alt, laßt mich nachdenken.

Melchior: Mit dem Kind hat es eine besondere Bewandnis. Das ganze Weltall hat die Geburt gefeiert.

2. Hirte: Verzeiht, ihr sucht unseren neuen König?

Wirt: Hört nicht auf diesen Spinner, seit Tagen faseln er und seine Saufkumpane wirres Zeug.

Melchior: Laßt ihn reden. Wir suchen einen Prinzen.

2.Hirte: Nachts wurden wir von einem Fremden zu einer Geburtsfeier eingeladen. Übrigens bei euch im Stall, Herr Wirt.

Kaspar: Im Stall?

Wirt: Das stimmt, dort ist eine junge Familie mit ihrem Säugling.

2.Hirte: Das ist der Sohn Gottes!

Wirt: Sohn Gottes! Ha, ha!

Baltasar: Kommt, wir wollen uns selbst ein Bild machen, gehen wir. (alle drei ab)

Diener: Wer war der Fremde, der euch einlud?

2.Hirte: Ich weiß es nicht. Doch wer solch eine gute Nachricht bring, muß ein Engel sein. Und ich sage dir, dieses Kind dort im Stall, dieses Kind wird uns alle einmal befreien.

Diener: Danke für deine Auskunft (ab)

Wirt: Jetzt höre mit deinem Gespinne auf. Du vergraulst mir noch alle Gäste.

2.Hirte: Wir können nicht Schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben.

Kaspar: (kommt wieder) Jetz habe ich die Geschenke liegen lassen. Wirt, wie könnt ihr so herzlos sein und diese Menschen dort draußen hausen lassen.

Wirt: Geschäft ist Geschäft. Schließlich will ich ja leben.

Kaspar: Was ist das für ein Lärm?

3.Hirte: (kommt gerannt) Schnell! Bringt das Kind in Sicherheit! Herodes hat Soldaten geschickt, sie töten alle Babys. Schnell! (Kaspar und Hirten rennen hinaus)

Wirt: Das haben die nun von ihrem Geschwätz. (langsam ab)


Epilog

Gabriel: Das war meine Version der Geschichte.

Joakin: Das wichtigste hast du aber weggelassen. Die Krippenszene. Wegen der kommen die Leute doch Weihnachten hauptsächlich in die Kirche.

Gabriel: Du hast recht. Doch jede Erzählung, jede Darstellung der Geburt Jesu ist immer eine Auslegung des damaligen Geschehens. Es soll zum besseren Verstehen beitragen. Doch nur wer selbst, höchstpersönlich, offenen Herzens an die Krippe tritt, dessen Leben verändert sich und nur der kann das Geschehen richtig nachempfinden.

Joakin: Genau das meinte ich am Anfang.

Gabriel: (zieht sein Kostüm aus) Werfen wir das zur Seite. Die frohe Botschaft will keine märchenhafte Verkleidung.

Joakin: Gehen wir ganz einfach hinaus und erzählen allen von dem großen Geschenk, der Chance die alle seit nun rund 2000 Jahren haben. Halleluja.


Tonband: Halleluja