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Außergewöhnliche Maßnahmen



Adventsspiel 2001

Personen:
Josef,
Maria,
Engel,
Wirt,
Römer,
Herodes,
Berater,
Fremder,
Simon,
Jonathan,

1. Bild
Maria und Josef, der Tisch in der kleinen Wohnung ist gedeckt, es gibt scheinbar etwas zu feiern. Maria wartet auf Josef, als er kommt geht sie auf ihn zu.

Maria: Josef! Hat es geklappt?

Josef: Nein, wieder nicht. Mir reicht es. Ich habe schon aufgegeben, die Absagen zu zählen.

Maria: Ich habe es so für uns gehofft.

Josef: Hoffnung! In unserem Land gibt es keine Hoffnung mehr. So seltsam es auch klingen mag, Damals, als die Römer kamen, hatten insgeheim alle die Hoffnung, das es besser wird. Das reiche, mächtige Rom und unsere arme, heruntergekommene Heimat. Fast alle haben geglaubt, das für uns etwas von dem großen Kuchen abfallen würde, das wir einen Anteil an dem Reichtum erhalten. Es sah ja auch einmal so aus. Aber nichts ist daraus geworden.

Maria: Ach Josef, Ich habe es uns so gewünscht. Wenn du nicht bald Arbeit findest, was soll dann nur werden.

Josef: Ich weiß es nicht. Du hast den Tisch so festlich gedeckt. Warum?

Maria: Denk einmal nach.

Josef: Geburtstag, Weihnachten, Ostern?

Maria. Heut ist unser Kennenlerntag. Das du sowas jetzt schon vergißt!

Josef: Ach so, ja. Entschuldige. Aber ich habe soviel um die Ohren.

Maria: Ist schon Ok. Ich wollte es uns heute etwas gemütlich machen und mit dir über die Zukunft nachdenken.

Josef: Wenn ich momentan an Zukunft denke, sehe ich schwarz.

Maria: Ich bekomme Angst, wenn du sowas sagst.

Josef: Ich will dich nicht ängstigen. Ich liebe dich und ich möchte immer mit dir zusammen sein. Ich möchte mit dir eine kleine glückliche Welt aufbauen. Aber die große, reale Welt wird uns nicht entlassen.

Maria: Das wird sie sicher nicht. Aber haben wir nicht auch noch unseren Glauben?

Josef: Glauben?! Glaubst du, das man davon allein satt wird?

(Pause)

Maria: Josef! Wieviel Kinder möchtest du haben, wenn wir verheiratet sind?

Josef: Wie kommst du jetzt auf einmal darauf?

Maria: Nur so. Man kann doch einmal darüber nachdenken.

Josef: Wie die Dinge jetzt liegen, keine!

Maria: Ich möchte viele.

Josef: Bist du verrückt. Kinder, in dieser Zeit. Keine Arbeit, kein Geld, keine Zukunft. Weißt du was Kinder kosten. Ich will nicht ewig in dieser Armut leben. Wenn wir es mal geschafft haben, wenn es uns besser geht, dann vielleicht mal ein Kind. Höchstens zwei. Schließlich muß man den Kindern auch etwas bieten. Und dazu brauchen wir selber erst einmal ein entsprechendes Polster. Zwei kann man vielleicht gerade noch verkraften, bei mehr wird man doch ganz schnell wieder ein armes Schwein. Wir können uns zur Zeit jedenfalls keine Kinder leisten.

Maria: Josef - ich bin schwanger!

Josef: Vergiß es!

Maria: Ich bin schwanger.

Josef: Wie bitte? Von wem?

Maria: Von Gott!

Josef: Langsam, langsam! Wir haben nie etwas miteienander gehabt. Wieso bist du schwanger?

Maria: Vor Wochen erschien mir ein Engel Gottes und offenbarte mir, das ich auserwählt sei, den Sohn Gottes, den Erlöser zu gebären. Und jetzt bin ich schwanger.

Josef: Engel hieß der Kerl also. Und ich habe dir vertraut.

Maria: Josef, versteh doch ...

Josef: Was gibt es da noch zu verstehen. Kannst du mich jetzt bitte allein lassen. Ich muß das erst einmal verdauen.

Maria: Josef, ...

Josef: Bitte geh, laß mich allein!

(Maria ab, Josef setzt sich, nimmt die Flasche und trinkt einen großen Schluck)

Josef: Als ob ich nicht schon genug Ärger auf der Welt hätte. Hier bleiben kann ich jetzt auf keinen Fall. Die Leute werden reden, sich die Mäuler zerreißen werden sie. Der Zimmermann, der Josef, wißt ihr schon, was dem passiert ist, werden sie sagen. Seine Maria kriegt ein Kind, aber nicht von Ihm, gehörnt ist er. Nein, ich kann hier nicht bleiben. Ich muß weg. Aber wohin? Am besten, ich geh in den Westen, nach Rom. Dort leben Hunde und Katzen besser als anderswo Menschen. Selbst Sklaven haben ihre geregelte Ordnung. Sicher gibt es dort auch Arbeit. Was soll ich jetzt noch hier. Mein lieber Engel, wenn ich dich erwische. Andererseits, wenn ich erst drüben bin, können die mich hier alle mal. - Hätte ich nie gedacht, das ausgerechnet mir das passiert.

Engel: (betritt den Raum und spricht Josef an) Hallo Josef!

Josef: Wer bist du, wie kommst du hier herein.

Engel: Tut nichts zur Sache. Ich soll dir eine Botschaft überbringen.

Josef: Ja träum ich oder wach ich!

Engel: Sagen wir, du träumst. Dennoch nimm dir meine Worte zu Herzen. Maria hat dir die Wahrheit gesagt. Sie wird den Sohn Gottes zur Welt bringen. Das mit Rom vergiß also ganz schnell wieder. Jeder wird dort gebraucht, wo seine Heimat ist. Wegen der Zukunft mach dir keine Sorgen. Sie wird nicht einfach, aber Gott wird immer für euch alle Sorgen. Gehe du jetzt zu Maria. Sie braucht dich.

Josef: Ich habe sie doch gerade rausgeworfen, ich weiß gar nicht wo sie ist.

Engel: Sie ist bei Elisabeth. Beeil dich.

(alle ab)


2.Bild
(Gastwirtschaft in Bethlehem, ein Römer betritt das Lokal)

Wirt: Sehe ich denn richtig, Julius Quintius, alter Freund, was hat dich denn nach Bethlehem verschlagen?

Römer: Du kennst mich?

Wirt: Schau mich doch mal genau an. Oder erkennst du mich nicht mehr.

Römer: Zachäus, du hier! Ist das eine Überraschung. Ist das deine Wirtschaft?


Wirt: Ja, alles was du hier siehst gehört mir. Mensch, wie lange haben wir uns denn nicht mehr gesehen. 20 - 25 Jahre?


Römer: Ein halbes Menschenleben.


Wirt: Setz dich, ich geh schnell mal in den Keller. Dort habe ich noch ein gutes Tröpfchen. Das Wiedersehen muß doch gefeiert werden! (ab, kommt bald darauf wieder.)


Römer: Zachäus, Zachäus, wie bist du zu der Kneipe gekommen?


Wirt: Habe ich geerbt. Leider nicht in Rom sondern hier am Ende der Welt. Du siehst ja selbst, nichts los. Gäste sind ein Fremdwort. Bis auf ein paar Hirten. Aber die können nicht zahlen und lassen anschreiben. Weiß manchmal nicht, wovon ich leben soll, geschweige denn meine Steuern zahlen.

Römer: Das wird sich bald ändern. Mach du mal schon alles zurecht. Bald werden mehr Leute an deine Tür klopfen als du unterbringen kannst.

Wirt: Ha! - Du kommst direkt aus Rom? Wie geht es dort. Was spricht man auf dem Forum Romanum.

Römer: Selbst unser Rom ist von der allgemeinen Misere nicht verschont geblieben. Man kann auch in Rom keine richtigen Geschäfte mehr machen. Deshalb hat der Kaiser sich zu außergewöhnlichen Maßnahmen entschlossen.

Wirt: Solche außergewöhnlichen Maßnahmen versprechen meistens für den kleinen Mann nichts gutes.

Römer: Aber fürs Geldgeschäft!

Wirt: Du lebst immer noch vom Wucher? Da es dich hierher verschlagen hat, sind die Geschäfte wohl hier zu machen? Nur - bei uns hat niemand mehr Geld, bis auf Herodes und seine Kumpane.

Römer: Ich weiß. Aber nenne mich nicht Wucherer. Ich bin ein Vermittler. Ich vermittle zwischen Leuten, die Geld haben und Leuten, welche dringend Geld brauchen. Wucherer sind für mich diejenigen, welche schon genug Geld haben und durch ihre Zinserpressung immer noch mehr dazu bekommen.

Wirt: Und denen du aber durch deinen Job dabei hilfst. - Was hat der Kaiser denn beschlossen.

Römer: Kaiser Augustus hat ein Gesetz erlassen, das alles in der Welt gezählt werden soll. Insbesondere die Menschen. Und damit dabei für die Wirtschaft was herausspringt, muß jeder in die Geburtsstadt seiner Eltern gehen. Dort hat er sich in Listen einzutragen. Und der Clou dabei ist; wer sich einschreibt erkennt Augustus als Gott an.


Wirt: Im Gegensatz zu euch Römern gibt es für uns Juden nur einen einzigen Gott, der alles auf dieser Welt geschaffen hat. Und einen Menschen können wir schon gar nicht als Gott anbeten.


Römer: Ob es richtig ist, das wir uns für jeden Anlaß einen Gott erschaffen weiß ich auch nicht. Nur wie ich den Kaiser kenne, wird wohl jeder, der ihn nicht anerkennt einen Kopf kürzer gemacht werden und sein Vermögen dem Staat zugeschlagen. Auf diese Art haben wir bis jetzt jede Krise gemeistert.


Wirt: Viele Juden werden sich weigern und sich gegen diesen Götzendienst wehren.


Römer: Das hoffe ich doch. Du kennst doch Rom. Und du weißt, wie es mit seinen Gegnern umgeht. Es antwortet mit Soldaten, mit Krieg.

Wirt: Du hoffst es?

Römer: Natürlich, oder warum bin ich sonst hier. Ich will Geschäfte machen. Ich kenne keine bessere Möglichkeit zum Geschäfte machen und Geld verdienen als Krieg.

Wirt: Aber im Krieg wird doch alles zerstört. Und alle werden arm.

Römer: Nicht alle. Glaub mir, am Zerstören und anschließenden Wiederaufbau kann man eine Menge Geld verdienen. Aber es ist schon spät geworden. Kannst du mir mein Bett zeigen.


Wirt: Aber Sicher, komm mit. ( beide ab )


3.Bild Lied: Siehst du den Stern

(Palast des Herodes)

Herodes: Berater! Mein Berater sofort zu mir!

Berater: Majestät, ihr habt gerufen.

Herodes: Wo steckt ihr, Ich rufe mir bald die Kehle heiser.

Berater: Verzeiht, ich bin aufgehalten worden.

Herodes: Wer wagt es euch aufzuhalten, wenn ich euch zu mir rufe.

Berater: Majestät, ein Fremder, er möchte euch sprechen.

Herodes: Soll warten. Berichtet mir erst das neueste. Gibt es Nachrichten aus Rom?

Berater: Ja Majestät. Der Kaiser hat Volkszählung angeordnet.

Herodes: Ist mir bekannt, weiter.

Berater: Weiter wird berichtet, bei den Spielen zu Ehren der Iden des März sind die Eingangstürme des Zirkus eingestürzt. Es hat Hunderte Tote gegeben.

Herodes: Pfusch am Bau, gibt es alle Tage.

Berater: Nicht ganz. Wie man sagt, sei dies vorsetztlich herbeigeführt worden. Rom hat viele Feinde. Man wollte diesmal nicht nur gegen seine Legionen kämpfen. Man wollte Rom mitten ins Herz treffen.

Herodes: Weiß man wer es war?

Berater: Nicht genau. Ich bin mir aber sicher, man wird schon einen Schuldigen finden, den Augustus dann mit aller Härte bestrafen kann. Wo auch immer. Er hat schon mehrere Legionen in Marsch gesetzt.

Herodes: Schreibe an Augustus einen Beileidsbrief. Schreibe: Wir als Verbündete Roms werden alles in unser Macht stehende tun, um an der Ergreifung der, der Terroristen mitzuwirken. Ein Angriff auf Rom ist ein Angriff auf unsere Freiheit. Wir stehen zu Rom als Verbündete, usw. usw. Ich will nachdenken, was wir da alles machen könnten. Wir sollten das ganz groß aufziehen. Geh!

Berater: Verzeihung, Majestät, der Fremde!

Herodes: Ach ja, der noch, laß ihn rein.

(Berater geht und kommt mit dem Fremden wieder)

Fremder: Majestät!

Herodes: Seid mir gegrüßt! Ihr hattet einen weiten Weg? Was führt euch zu mir.

Fremder: Ich bin auf der Suche nach dem neugeborenen König der Juden. Ich bin gekommen, um ihm Geschenke zu bringen und ihn anzubeten.

Herodes: Ich bin der König. Allerdings liegt meine Geburt schon etwas zurück. Und meine Söhne, so ganz frisch sind die auch nicht mehr.

Fremder: Am Himmel ist ein neuer, heller Stern erschienen. Ich habe ihn beobachtet. Und in alten Schriften fand ich dann den Hinweis, das hier in Israel ein neuer König geboren werden soll. Dieser wird einst herschen über alle Welt.

Herodes: Ein König! Neben mir! Das ist interessant. Auch wir haben viele alte Schriften. Wenn dem so ist wie du sagst, wird sich darin sicher genaueres finden lassen. Berater, was weißt du darüber?

Berater: Wenn ihr erlaubt? Die Geburt eines solchen Königs wird prophezeit. Bei Jesaja heißt er Friedefürst, Gotthelf, usw. Allerdings wird er nicht in Jerusalem geboren werden, sondern laut Micha in Bethlehem. Er schreibt: Bethlehem, aus dir soll kommen, der da einst Herr ist in Israel.

Herodes: Und das soll in diesen Tagen geschehen? Nun, ihr habt gehört. Geht nach Bethlehem. Findet ihn, betet ihn an und sagt mir dann Bescheid, wo ich ihn finden kann. Dann will ich mich auch zu ihm auf den Weg machen und entsprechende Maßnahmen ergreifen um ihn ... Na ihr wißt schon.

Fremder: Habt Dank, Majestät.

Herodes: Mein Berater wird dich begleiten. Die Zeiten sind unsicher. Ich möchte nicht, das euch etwas zustößt. Wartet draußen.

(Fremder ab )

Herodes: Soweit ist es also schon gekommen. Ein neuer König. Hier bin ich König, und nur ich! Das ist ein Angriff auf meine Macht und Freiheit. Nun, ich werde mich zu wehren wissen. Ein Abteilung meiner Garde wird euch folgen. Und sie wird das Kind töten. Nein, halt. Sie wird sicherheitshalber in diesem Bethlehem alle Kinder bis zu 2 Jahren töten.

Berater: Majetät, bedenkt, unschuldige Kinder.

Herodes: Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen.

Berater: Majestät, das könnt ihr nicht machen. Verzeiht, aber Bethlehem ist ein sehr armer Ort. Und die Kinder sind der einzige Reichtum der Menschen dort. Und sie sind ihre ganze Hoffnung.

Herodes: Diese Kinder sind eine potientelle Gefahr für unsere Ordnung und Sicherheit. Aber ihr sagtet, es sei ein armer Ort? Dann sollen meine Soldaten hinterher Lunchpakete an die Bewohner verteilen. Ich will diesen „König“, und zwar tot.

Berater: (entsetzt) Majestät!

Herodes: Und du bist mir für die ganze Aktion verantwortlich.

Berater: König Herodes, Nichts, und rein gar nichts rechtfertigt das Töten oder die billigende Inkaufnahme des Todes von Menschen. Ich kündige! (schnell ab)

Herodes: Was! Du wagst es, Wache, Wache! (ab)



4. Bild

(auf dem Felde, Simon steht Wache, als er plötzlich etwas hört)

Simon: Halt, wer da!

Jonathan: Mensch Simon, hast du mich erschreckt. Was stehst du um diese Zeit hier rum? Ich dachte, du bist bei den Hürden, bei den anderen.

Simon: Das dachte ich von dir auch. Was schleichst du hier entlang?

Jonathan: (verlegen) Nun, ich wollte mir nur ein wenig die Beine vertreten.

Simon: Und ich denke nach. Ich brauche diese Ruhe. Überall ist Hektik und Streit. Da ist doch so eine Nacht richtig erholsam. Warum hast du eigentlich dein Bündel bei dir?

Jonathan: Nun ist ja auch egal. Sag den Anderen einen Gruß von mir. Ich gehe weg von hier. Ich halte es einfach nicht mehr aus. Alle reden nur ständig von besonderen Umständen, von Opfern die alle bringen müssen. Und sie preisen uns ständig irgendwelche äußergewöhnliche Programme an, die da helfen sollen. Und das Ergebnis ist immer das selbe: Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer.

Simon: Du bist verbittert. Ich kann dich verstehen.

Jonathan: Du kannst mich verstehen? Könntest du dann nicht auch manchmal ein Schwert nehmen und einfach dreinhauen?

Simon: Denkst du, da du damit etwas änderst? Wer zum Schwert greift, soll durch das Schwert umkommen! So steht es geschrieben. Und das heißt doch, das damit eine endlose Spirale Gewalt und Rache, von Rache und Gewalt in Gang gesetzt wird. Damit wird doch niemanden geholfen.

Jonathan: Weißt du einen anderen Ausweg?

Simon: Du weißt das eines Tages der Messias kommen wird. Dann wird alles besser werden.

Jonathan: Wenn dein Messias nicht bald kommt, ist alles zuspät. Mir wäre lieber, wir könnten selber was tun, damit es besser wird. Denn einen Grund muß es doch haben, daß die Unterschiede zwischen den Menschen immer größer werden. Warum nimmt das Unrecht und die Unzufriedenheit immer mehr überhand.

Simon: Ich denke oft darüber nach. Und gestern hat mir der Wucherer, der beim Sternenwirt wohnt, unbewußt ein wenig weiter geholfen

Jonathan: Was du so für Leute kennst.

Simon: Er war ziemlich betrunken. Sonst hätte er sicher nicht darüber gesprochen. Es liegt an unserem Geld. Es wurde dazu erfunden, das wir Waren tauschen können. Es sollte dem Handel dienen. Und wir haben es zu einen Handelsobjekt gemacht. Jetzt erst verstehe ich, warum es uns Juden verboten ist, Zinsen zu nehmen. Denn dadurch werden die Reichen reicher und die Armen ärmer. Ganz still und heimlich. Und wenn die einen ohne jede eigene Arbeit immer mehr kriegen und die anderen trotz sehr viel Arbeit immer weniger wächst der Unfriede. Wenn , dann kannst du für gerechte Veränderungen nur beim Geld ansetzen.

Jonathan: Ach Simon. Du bist ein entsetzlicher Träumer. Du sagst dir wohl auch ständig: Und immer wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgenwo ein Lichtschein her.

Simon: Jonathan, schau nur, was ist das für ein Licht?

Jonathan: Es blendet, Stürzt ein Stern auf uns? Ich bekomme Angst.

Engel: Fürchtet euch nicht. Ich bin ein Bote Gottes. Und ich soll euch sagen, ihr braucht nicht länger auf Gottes Handeln zu warten. Gott hat sich zu einer Außergewöhnlichen Maßnahme entschlossen.

Jonathan: Wirklich? Eine neue Sintflut? So wie damals? Bis auf Noah und seine Sippe alle Ex und Hopp. Oder so wie in Soddom und Gomorrah. Sind das die Außergewöhnlichen Maßnahmen zur Rettung der Welt?

Engel: Nein! Geht nach Bethlehem, dort werdet ihr Gott als Kind finden, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegend. Er selbst kommt als der verprochene Retter, der Messias.

Jonathan: Ist ja toll. Ein Kind. Jetzt werden die bösen Buben aber zittern.

Engel: Geht nach Bethlehem. Dort werdet ihr das Wunder Gottes erleben. (ab)

Jonathan: Simon, wo willst du hin.

Simon: Zu den Anderen. Und dann nach Bethlehem.

Jonathan: Warte, ich komme mit (beide ab)


5. Bild: Lied: Gott kommt in der Windel

(Gastwirtschaft in Bethlehem)

Römer: Morgen Zachäus.

Wirt: Julius, guten Morgen, gut geruht?

Römer: Nicht so ganz. Was war denn das für ein Lärm heute Nacht?

Wirt: Das sind die Auswirkungen des kaiserlichen Gebotes. Ständig strömen Gäste herbei, die eine Unterkunft suchen.

Römer: Dann floriert dein Geschäft jetzt also. Der Kaiser weiß schon, wie er die Wirtschaft auf trab bringt.

Wirt: Von der finanziellen Seite her gesehen ist das wirklich echt gut. Und das klimpern der Silberlinge hört sich sehr beruhigend an. Manche Leute können einem aber auch echt leid tun. Heute Nacht kam hier eine junge Familie an. Die Frau war Hochschwanger.

Römer: Ja leider hat alles eben auch eine Schattenseite.

Wirt: Ich hatte nicht einmal mehr ein Bett für die Frau. Nur gut, daß die Tiere jetzt Nachts über auf der Weide sind. Da konnte ich sie wenigstens im Stall unterbringen.

Römer: Und was war das nun für ein Lärm in der Nacht?

Wirt: Warte ab. Kaum hatten wir eine Schlafstätte vorbereitet, setzten auch schon die Wehen ein und sie hat einen Sohn geboren.

Römer: Alle Achtung, dann gratuliere ich dir zum Geburtshelfer.

Wirt: Und der Lärm, den du gehört hast, den haben ein paar Hirten verursacht. Kaum war das Kind geboren, kamen sie und suchten lautstark danach. Sie meinten, ein Engel habe sie geschickt.

Römer: Hatten die einen kleinen sitzen?

Wirt: O nein, bestimmt nicht. Wenn du das mit erlebt hättest, würdest du es sicher verstehen. Von dem Kind geht so was besonderes aus, ich kann es nicht beschreiben.

Römer: Sind die Hirten noch da?

Wirt: Nein, gegen Morgen gingen sie. Aber jedem, den sie getroffen haben, haben sie von dem Kind erzählt.

(der Fremde und der Berater kommen)

Fremder: Shalom.

Berater: Guten Tag.

Wirt: Willkommen meine Herren. Womit kann ich dienen.

Fremder: Wir suchen den neugeborenen König der Juden.

Römer: Das hier ist eine Kneipe in Bethlehem und nicht der Palast in Jerusalem.

Berater: Von dort kommen wir.

Fremder: Wir sind einem Stern gefolgt, und den Aussagen alter Schriften.

Wirt: Wenn ihr statt einem Prinzen den Sohn Gottes sucht, könntet ihr hier richtig sein.

Fremder: Was wißt ihr darüber?

Wirt: Heute Nacht wurde hier ein Kind geboren, von dem einige Hirten behaupteten, es sei der Sohn Gottes, der Heiland.

Fremder: Dann sind wir hier richtig. Wie ich sah, verlosch der Stern gerade, als wir das Haus betraten. Können wir zu dem Kind.

Wirt: Ich weiß nicht, Mutter und Kind werden wohl schlafen. (Josef kommt) Aber dort kommt der Vater. Oder zumindest der Erzieher und Ernährer.

Josef: Guten Tag!

Wirt: Hier sind einige Herren, die möchten gern das Kind sehen.

Josef: Aber gern. Kommt mit. (alle ab)


6. Bild

(Krippenszene, Marie sitzt vor der Krippe, Josef kommt mit dem Fremden, dem Berater und dem Römer)

Josef: Maria, diese Herren würden gern das Kind sehen.

Maria: Gern, kommt nur näher und schaut ihn euch an.

(die Drei treten an die Krippe)

Römer: Und in diesem Kind seht ihr den Sohn des Gottes?

Berater: Ja, so ist es. Es ist, wie es uns verheißen war.

Fremder: (kniet nieder) Einen weiten Weg ging ich bis zu Dir, Sohn Gottes. Dieser Weg führte mich durch viele Länder. Und ich sah lauter Unrecht. Überall sah ich Wohlstand. Aber noch mehr sah ich viel Not und Elend. Wenn du deine Herschaft antrittst, dann laß deine Macht dazu dienen, dem Armen und Unterdrückten Gerechtigkeit walten zu lassen

Berater: Ich selbst habe oft erlebt, wie Lüge als Wahrheit deklariert wurde und Wahrheit als Lüge geschmäht wurde. Sei du die Wahrheit.

Maria: Habt Dank für eure Worte. Wir werden sie nie vergessen. Aber verzeiht bitte, ich bin sehr müde und würde mich gern ausruhen.

Berater: Ich kann dich verstehen. Doch leider muß ich euch sagen, das ihr sofort aufbrechen und das Land verlassen müßt. Herodes trachtet dem Kind nach dem Leben.

Josef: Was sagtst du da? Was hat das Kind denn dem Herodes getan?

Berater: Er hat Angst. Er weiß, das mit deinem Sohn das bisherige Gefüge der Welt zusammenbrechen wird. Und in der neuen Welt Gottes ist kein Platz für Menschen, die nach eigener Macht streben, für Leute, die auf anderer Menschen kosten leben. Und deshalb geht Herodes über Leichen.

Maria: O Gott, was sollen wir tun?

Engel: (steht plötzlich im Hintergrund) Gehet nach Ägypten!

Fremder: Ich möchte dir noch ein Geschenk geben. Es ist Weihrauch.

Engel: Weihrauch ist das Zeichen für Gott. Du Kind in der Krippe, du bist der Sohn Gottes, auf den die Menschen warten.

Berater: Ich habe etwas Myrrhe. Es ist ein kostbares Harz, welches ich euch geben will.

Engel: Myrrhe ist das Zeichen für den sterblichen Menschen. Du Kind in der Krippe. Als Mensch bist du geboren, damit du den Menschen Nahe bist. Wie ein Mensch wirst du fühlen, wie ein Mensch wirst du leben und du wirst die Menschen verstehen, um ihr Fürsprecher zu sein.

Römer: Nach Ägypten! Dorthin ist es ein weiter Weg. Ich möchte euch ein paar Goldstücke geben. Ihr werdet das Geld sicher gut gebrauchen können.

Engel: Gold, Geld ist das Zeichen der Macht, der Könige, Du Kind in der Krippe, welches du ein gerechter König bist, befreie das Geld vom Mißbrauch, damit es wieder zu dem werde, zu dessen Zweck es erfunden wart. Denn so kann beseitigt werden viel Unrecht auf Erden bevor dein Reich kommt.

Josef: Habt dank. Jetzt wollen wir aber schnell aufbrechen.

Römer: Eure Zeche begleiche ich beim Wirt. Gute Reise.

(alle ab)


E N D E